INADREAM

Eine 80s Post-Punk Band mit rockigem Einschlag

25.09.2024 - INADREAM sind Achim (Drums), Dennis (Bass), Thorsten (Gitarre) und Frank (Gesang und Gitarre). Dennis gab in einem Interview einiges über das Selbstverständnis der Band preis und erteilte auch Auskünfte über ihr aktuelles Album „Strange Words“. Von: Roman Golub

Image INADREAM – Cool und lässig, ihre Musik und Texte haben Inhalte (Foto: Promo)

BODYSTYLER: Du hat geschrieben, dass es auf eurem aktuellen Album „Strange Words“ um „verkorkste Liebesbeziehungen, Drogen und Psychodefekte“ geht. Woher kommt die Inspiration für solche Texte? Welche Motivation steckt hinter den gewählten Thematiken und wie tiefgründig ist das Werk geworden?

DENNIS: Zum einen gibt unsere melancholische und ab und an auch düstere Musik eine gute Grundlager für solche Themen, zum anderen schreibt es sich tatsächlich über etwas schrägere Themen leichter als über die große Liebe oder Sonnenschein. In der Tat haben wir bislang noch kein profanes Liebeslied geschrieben. Wir sollten es vielleicht tun, aber bestimmt stirbt dann später trotzdem wieder jemand im Text. Es kann natürlich auch sein, dass wir alle verbitterte, alte Männer sind, das würde ich aber eigentlich gerne ausschließen wollen.

BODYSTYLER: Warum habt ihr euren Longplayer „Strange Words“ genannt? Inwieweit wolltet ihr damit auch eine bewusste Akzentuierung auf ein Thema setzen?

DENNIS: Aus dem Grund, dass unsere Texte bisweilen ein wenig merkwürdig sind und ein Song den Titel „Strange Words“ trägt, war es naheliegend, den ganzen Longplayer so zu nennen. Er ist quasi ein Konzeptname und es fügt sich auch optisch gut in die Coverkonzeption ein.

BODYSTYLER: Welche Gedanken habt ihr euch bei der Umsetzung des Videos zu „White Light“ gemacht und gibt es eine nähere Bedeutung für die maskierten Personen dort? Was möchtet ihr mit dem Titel kund tun und unter welchem Hintergrund ist er entstanden?

DENNIS: Das weiße Licht hat hier mehrere Bedeutungen. Es kann für die Tilgung der Dunkelheit stehen, aber auch für das Ende des Lebens. Die Meta-Wesen aus dem Video sollen dies versinnbildlichen. Pate dafür standen Figuren aus dem Kult-Sci-Fi-Film „Das Schwarze Loch“ aus dem Jahre 1979, das ebenfalls für die Punkbewegung ein Schlüsseljahr darstellt.

BODYSTYLER: In „Die a way“ heißt es „I know a better way to die“ und „Let' s have some drink tonight/ the drugs come cheap and we my friend/ come high“. Welche Aussage steckt hinter diesen Versen?

DENNIS: Generell setzt sich der Song mit dem Thema auseinander, alles so zu tun, als wäre es das letzte Mal. Das gilt für Feiern, Lieben, Alkohol- und Drogen-Exzesse. Mit der Kritik sollte man jedoch bitte nicht maßlos werden. Die plakative Wortwahl soll es aber jedem ermöglichen, es ein Stück weit auf sich selbst anzuwenden.

BODYSTYLER: Im Titelsong ist zu u.a. folgendes zu vernehmen: „Strange words – now and then/ In my head back again/ avoid them if I can“. Inwieweit geht es dort auch um Entfremdung bzw. ein Auseinanderleben von nahestehenden Personen?

DENNIS: In dem Song geht es um einen Stalker, der zunehmend zu weit geht. Ihm befehlen Stimmen in seinem Kopf Dinge. Es geht eigentlich eher um dessen Entfremdung mit sich selbst und das Fokussieren der Fantasien auf eine andere Person. In der Folge eskaliert es und diese andere Person wird erschossen oder angeschossen. Wie es genau ausgeht, lässt der Text offen. Außerdem sind im Text einige kleine Zitate u.a. von New Order und Peter Gabriel versteckt. Man sieht, dass wir nicht die einzigen Musiker mit etwas absonderlichen Texten sind.

BODYSTYLER: In „Unleash The Beast“ sind die Zeilen „Only drugs can kill the pain/ Wherever you are, there is always rain“ zu hören. Wie wörtlich ist dieses zu nehmen?

DENNIS: Die Zeilen sind im Kontext zu sehen. Es geht um jemanden, der im höchsten Maße unzufrieden mit seinem Leben ist. Er nimmt nichts Positives mehr wahr und versucht diesen Zustand durch Betäubung erträglicher zu machen. Der Song kann als Aufruf verstanden werden, aus so einer Situation auszubrechen.

BODYSTYLER: Ist es eher zufällig, dass ein Titel auf dem Album „In a dream“ heißt und damit ähnlich wie euer Bandname klingt?

DENNIS: Ja, das war einer der ersten Songs, die wir geschrieben haben. Zuerst gab es den Bandnamen, der sich von Chromes „In a dream“ hergeleitet hat. Zusammengeschrieben wurde er, damit man es besser googeln kann und es einen Eigennamen ergibt. Da war es ein Leichtes, einen Song mit gleichen Namen zu schreiben. Leider waren die ersten Versionen dieses Tracks nicht so, wie wir uns ihn vorgestellt hatten, aber wir haben Potential darin gesehen. Also wurde stetig weiter daran gearbeitet und jetzt sind wir mit dieser Produktion vollauf zufrieden. Er ist der Fraktion klassischer Rocksong zuzuordnen, die ja auch u.a. durch „Horns & Halos“ oder „No Song For Lovers“ vom ersten Album vertreten wird.

BODYSTYLER: Warum habt ihr „Dead Souls“ von Joy Division gecovert? Was verbindet euch mit dieser Band und dem Song?

DENNIS: Drei Viertel der Band sind absolute Fans des End Siebziger/ Früh Achtziger Dark Wave und da lag es nah, von unseren Helden diese Genres ein Lied zu covern. „Love will tear us apart“ war uns da zu plakativ, aber „Dead Souls“ schien uns ein etwas missachtetes Kleinod zu sein. Wir haben uns gedacht, mit einer etwas rockigeren und schnelleren Auslegung des Songs könnten wir diesen tanzbarer gestalten und auch andere Facetten des Songs rauskitzeln.

BODYSTYLER: Wo seht ihr den Hauptunterschied zu eurem Debütalbum „No Songs For Lovers“?

DENNIS: Wir hoffen, den bandeigenen Sound weiter zu schärfen und dabei abwechslungsreich zu bleiben. „Strange Words“ ist dabei vielleicht noch etwas melancholischer, als unser Debüt, aber doch auch rockiger gehalten. Das ist nicht zuletzt der Produktion von Axel Heinzelmann geschuldet, bei der viel analoges Radauequipment zum Einsatz kam. Wir möchten eine gute Mischung aus Dark Wave, Rock, Ska/Reggae und Punk beibehalten, wobei die Schwerpunkte schon mal unterschiedlich gewichtet werden können. Wir hoffen, dabei nicht zu schachbrettartig vorzugehen, glauben aber, dass es uns auch hier wieder gelungen ist, nicht eindimensional zu klingen. Es gibt in jedem Fall schon so etwas wie einen Inadream-Signature-Sound, der, so hoffe ich, recht eigen ist.

BODYSTYLER: Beim Cover entdeckt man eine Referenz an The Clashs "London calling", wobei Euer Gitarrist etwas pfleglicher mit seiner Gitarre umgeht. Wie ist diese Idee entstanden? Was verbindet Euch mit The Clash, deren Musik und speziell dem erwähnten Album?

DENNIS: Die Referenz ist natürlich gewollt. Wir sind ja auch nicht die Ersten, die sich an ein Plagiat dieses Coverdesigns wagen. Das Original stammt ja von Elvis Presley, also kopieren wir eigentlich auch eine Kopie. Die Idee ist zunächst als Spaß entstanden und unser Coverartworker und Videoregisseur Mirko Zohren und Frank haben dann ein wenig mit der Idee herum gesponnen. Wie schon oben erwähnt, arbeiten wir uns ja an vielen Genres der späten Siebziger und frühen Achtziger ab. Da The Clash damals ebenso offen waren und auch gerne z.B. Punk mit Reggae vermischt haben, dachten wir, wir könnten mit unserem Cover schon gut aufzeigen, wohin die Reise musikalisch geht. Nicht zuletzt ist es ja auch eine Hommage an die alten Helden. Die CD fällt zudem sofort ins Auge. Das nächste Albumcover wird dann eine Kopie des bekannten Velvet Underground Covers mit der Banane, aber bei uns mit einem Rettich.

BODYSTYLER: Seht ihr euch eher als Post-Punk oder Rockband? Was ist euer Alleinstellungsstellungsmerkmal? Was hebt euch gegenüber anderen Bands ab?

DENNIS: Wir sehen uns definitiv als 80s Post-Punk Band, natürlich mit rockigem Einschlag. Da gibt es in Bochum mit Secret Discovery ja auch einen prominenten Vertreter dieses Genres. Allerdings klingen die natürlich wieder deutlich anders als wir. Wir lassen uns ungern in eine enge Schublade stecken, da wir viel zu gerne mit unterschiedlichen Stilen experimentieren und wir vier Bandmitglieder auch sehr unterschiedliche, musikalische Vorlieben haben. (Frank mag Dark Wave und Punk, Achim ebenso, hört komischerweise aber auch Pink Floyd, Thorsten steht auf Hardrock und Metal und ich auf Dark Wave und Reggae) Wir lassen es uns nicht nehmen, alle diese Vorlieben zu bedienen. Da auch alle Bandmitglieder Songs schreiben, bleibt es eh nicht aus. Es besteht natürlich die Gefahr, sich musikalisch zwischen alle Stühle zu setzen, aber der kommerzielle Erfolg muss dann ggf. mal hinten anstehen.

BODYSTYLER: Wollt ihr zum Schluss noch etwas sagen?

DENNIS: Leute, kauft Platten und geht auf Konzerte, sonst wird es bald keine gute neue Musik mehr geben und die alten, reichen Bands sterben Euch in Kürze weg.