BODYSTYLER: Wie kam es zur Gründung von Cynder Circle?
BENNY: Wir hatten mit unserem Drummer Markus, unserem ehemaligen Gitarristen Stephen und einem Bassisten, der letztlich aber nicht an der Gründung der Band beteiligt war, schon seit 2013 zusammen geprobt und Ideen für eine Band entwickelt. Als Cynder Circle haben wir uns dann 2015 zusammengefunden. Damals kamen Ole, der bis heute unser Bassist ist, sowie Benne, der damals die zweite Gitarre spielte, dazu. Im Jahr 2018 sind wir erstmals live aufgetreten. Im selben Jahr ist Benne leider ausgestiegen. Das erforderte eine gewisse Anpassung der Arrangements. Wir erhöhten den Anteil der Synthesizer, um den Wegfall der zweiten Gitarre zu kompensieren. 2020 hat dann leider auch Stephen die Band verlassen. Seitdem unterstützt uns Leon von Maldurin als Session-Gitarrist.
BODYSTYLER: Welche Bedeutung hat euer Bandname? Wie ist er entstanden?
BENNY: Der Name kommt vom Begriff Cinder Circle, also "Aschekreis". Wir suchten damals nach einem Namen, der in irgendeiner Form eine mystische, düstere Idee widerspiegelt, aber gleichzeitig auch irgendwie einprägsam ist. Dass wir das "i" durch ein "y" ersetzt haben ist eine Hommage an die Metal/Rock-Bands der frühen 80er und 90er. Die haben gerne die Vokale in ihren Namen durch ähnlich klingende andere Buchstaben ersetzt, wie etwa Queensryche oder Motörhead.
BODYSTYLER: Warum trägt eure Debüt-EP den Titel „Into the night“? Wollt ihr mit der Bezeichnung etwas Bestimmtes ausdrücken oder aussagen? Hat die Nacht generell etwas Faszinierendes? Was bedeutet der Zusatz „Memoranda Chapter One“des EP-Titels? Folgt irgendwann auch Chapter Two?
BENNY: Der Name bietet sich für unser Erstlingswerk an, da sich mit dem Eintauchen in die Nacht eine Art Anfang ausdrückt. Die Nacht soll die düstere bzw. geheimnisvolle Atmosphäre widerspiegeln, die wir in unseren Songs gerne rüberbringen. Der Untertitel "Memoranda" bedeutet, dass es sich bei unseren Texten um märchenartige Geschichten handelt. Diese stellen wir als "Erinnerungen" des jeweiligen Erzählers dar. Chapter One deutet in der Tat an, dass ein Chapter Two folgen wird. Am Ende wird Chapter Three den Zyklus abschließen.
BODYSTYLER: Welchen Hintergrund haben folgende Textzeilen aus „Path to Heaven“: „The path to heaven leads through hell/ that' s what the poet has to tell/ there's nothing for me to do/ so lead me and I'll follow you“. Welche persönliche Bedeutung haben für dich die Begriffe Himmel und Hölle?
BENNY: Der Song „Path to Heaven“ ist eine Nacherzählung des ersten Teils von Dantes göttlicher Komödie. Das Konzept ist, diese Erzählung wie einen roten Faden durch die drei "Memoranda"-Teile ziehen zu lassen. Zu Beginn findet sich Dante in einer aussichtslosen Situation in einem finsteren Wald wieder. Sein "Retter" in dieser Situation ist der von ihm verehrte, altgriechische Dichter Vergil ("the poet"), der ihm erscheint und ihm darlegt, dass die einzige Möglichkeit aus dieser Situation zu entfliehen der Weg in den Himmel ist. Um dorthin zu kommen muss Dante, nach der damals gängigen Vorstellung, die Hölle passieren. Daher "the path to Heaven leads through hell". Da ich selbst nicht wirklich gläubig bin, haben Himmel und Hölle für mich eher symbolische Bedeutung für das Gute und das Schlechte, das die Menschen in ihrem Leben erfahren oder tun.
BODYSTYLER: Im Titelsong der EP heißt es: „The abyss of heaven, the fires of hell/ stay with me forever, let the kiss be the spell“. Inwieweit existiert dazu eine persönliche Entstehungsgeschichte?
BENNY: Der Song „Into the Night“ hat eigentlich keinen persönlichen Bezug. Die Textzeile bedeutet, dass der Erzähler mit seiner Angebeteten durch Himmel und Hölle gehen möchte, mit allem was dazugehört und besiegelt das mit einem Kuss.
BODYSTYLER: In „Beauty and Youth“ singst du: „A bitterly tune of lone and desperate souls/ played while time is on the run“. Was hat es mit diesen Textversen auf sich? Was verbindest du alles mit dem Begriff Seele?
BENNY: "Beauty and Youth" dreht sich um den uralten Wunsch der Menschen nach ewiger Schönheit und Jugend. Diese Verse verdeutlichen, dass die vergebliche Jagd nach diesem nicht zu erreichenden Ideal am Ende nur für Verbitterung und Einsamkeit sorgt. Währenddessen läuft die Lebenszeit davon, die man eigentlich besser hätte nutzen können.
Die Seele ist für mich die Summe von all dem, was uns als Persönlichkeit ausmacht. Eben das, was nicht zum Äußeren gehört. Die Idee von Seelenwanderung und Liebe bis über den Tod hinaus finde ich faszinierend. Das Thema wird in der Memoranda Teil Zwei auch nochmal prominenter vorkommen.
BODYSTYLER: Wie seid ihr bei der Produktion der EP vorgegangen? Wie sah der Entwicklungsprozess dafür aus?
BENNY: Die EP ist zu großen Teilen in Eigenproduktion entstanden. Die Aufnahmen dafür haben wir zu Hause und im Proberaum gemacht. Das Mixing & Mastering hat dann Marvin von tidelandstudiolnd übernommen. Der Gesamtprozess hat sich über einige Jahre hingezogen. Zum einen, weil wir noch nicht wirklich viel Erfahrung mit dem Aufnehmen der Instrumente hatten und daher viele Sachen mehrmals angehen mussten. Zum anderen lag das aber auch daran, dass nachdem unser damaliger Gitarrist Stephen, ausgestiegen ist, wir uns dann erstmal „neu sortieren" mussten. Schließlich hatte er einen sehr großen Teil der Arbeit an der EP gemacht.
BODYSTYLER: Kann man auch bald mit einem Album von euch rechnen?
BENNY: Die sechs Titel für den zweiten Teil der "Memoranda" sind alle bereits fertig. Von daher möchten wir uns diesmal nicht so viel Zeit lassen und sobald wie möglich die Produktion dieser EP beginnen.
BODYSTYLER: Wie habt ihr euren Auftritt bei der Metal for Mercy – Gothic Night in Witten erlebt? Wie empfandet ihr die dortige Atmosphäre?
BENNY: Die Atmosphäre im Famous und generell bei Metal for Mercy-Konzerten empfinden wir eigentlich immer als sehr gut. Wir sind bereits zum zweiten Mal bei der Gothic Night aufgetreten, das erste Mal war es 2018. Die Organisation und der Sound waren aus unserer Sicht erneut hervorragend! Das hat man im Underground-Bereich in dieser Form nicht häufig.
BODYSTYLER: Was hat es mit dem Totenkopf auf dem Cover auf sich? Warum habt ihr euch für die ausgesuchten Farben auf dem Cover und dem Booklet entschieden?
BENNY: Der Totenkopf hat sich letztlich daraus ergeben, dass diese EP mit dem ersten Teil der göttlichen Komödie beginnt und damit mit Dantes Tod. Unsere Freundin Betty Lawless lieferte hierzu die Vorlage. Zu den Farben kann ich leider nicht mehr viel sagen. Das war insbesondere eine Idee von Stephen, der damals auch alle Artworks gemacht hat. Sie hat uns einfach gefallen.
BODYSTYLER: Welche Gedanken standen hinter der Entwicklung eures Logos?
BENNY: Das Bandlogo soll zum einen den namensgebenden Aschekreis darstellen. Zum anderen lassen sich aus den umschließenden Halbkreisen die zwei C's von Cynder Circle erahnen.
BODYSTYLER: Welche musikalischen Ziele habt ihr für die Zukunft?
BENNY: Wir möchten uns zunächst mal auf die Fertigstellung unserer zweiten EP fokussieren und uns dann an das Songwriting zum dritten Teil der Memoranda machen. Natürlich wollen wir unterdessen aber auch wieder häufiger auf die Bühne als das zuletzt der Fall war.
BODYSTYLER: Willst du zum Schluss noch etwas sagen?
BENNY: Wir möchten an dieser Stelle gerne noch einmal ein ganz großes Dankeschön an unsere Familien, Freunde und Fans richten, die uns in den letzten Jahren so großartig unterstützt haben und denen wir mit der ersten EP jetzt endlich einmal etwas "Handfestes" zurück geben konnten.